„Kleine Kreissäle in ländlichen Regionen müssen erhalten bleiben. Insofern sind die gegenwärtigen Pläne zur Schließung der Geburtenstation in Bergen auf der Insel Rügen wirklich schlechte Nachrichten. Werdenden Müttern muss eine wohnortnahe Geburt sowie Nachsorge und Betreuung möglich sein. Während der Schwangerschaft befinden sich die Frauen in einer sehr emotionalen Lebensphase, bei der Vertrautheit, Verlässlichkeit und bekannte Strukturen enorm wichtig sind. Wenn in dieser Situation weite Wege bis zur Entbindungsstation in einer fremden Umgebung hinzukommen, kann es zu nicht unerheblichen Verunsicherungen bei den Frauen führen. Insofern sollten die Schwangeren mit ihren besonderen Bedürfnissen bei den Entscheidungen in Bezug auf den Bestand von Geburtenstationen stets im Vordergrund stehen. Unsere Fraktion spricht sich daher deutlich gegen die Schließungspläne im Bergener Krankenhaus aus“, verdeutlicht Mathias Löttge, Fraktionsvorsitzender der Kreistagsfraktion Bürger für Vorpommern-Rügen/Freie Wähler.
Die Fraktionsmitglieder fordern von Landrat Dr. Stefan Kerth sowie von den Landtagsabgeordneten von Vorpommern-Rügen, dass sie sich für den Erhalt der Geburtenstation in Bergen auf Rügen konsequent einsetzen.
Nach Mitteilung der Sana-Krankenhaus Rügen GmbH soll die Geburtshilfe ab dem 17. Mai zunächst vorübergehend abgemeldet werden. Als Begründung wurden ein anhaltender Hebammenmangel und eine Fluktuation bei den Klinikärzten genannt. Zugleich sollen aber geplante Entbindungen per Kaiserschnitt weiterhin möglich sein. Zuletzt waren die Geburtenstationen in Wolgast, Crivitz und Neustrelitz geschlossen worden. In einem Gutachten für den Landtag von Mecklenburg-Vorpommern hat das Institut for Health Care Business Anfang April 2021 die Schließung weiterer Geburtenstationen im Land vorgeschlagen. Nach Einschätzung der Experten wird der wirtschaftliche Druck auf die stationäre Geburtshilfe weiter zunehmen, weshalb eine weitere Zentralisierung vorgenommen werden sollte. Während es zu Beginn der 1990er-Jahre noch 22 Geburtenstationen in Mecklenburg-Vorpommern gab, sind es aktuell noch 15. Nach der Schließung von Bergen werden es nur noch 14 sein.
„Es zeichnet sich ab, dass die angekündigte vorübergehende Schließung letztlich wohl zu einem Dauerzustand werden wird, was unbedingt verhindert werden muss. Bei einer Geburt kommt es in besonderem Maß auf Nähe und Zuwendung an, was in keiner Weise mit einer beliebigen OP vergleichbar ist. Keine Schwangere sollte über mehr als eine Stunde bis zur Entbindungsklinik unterwegs sein müssen. Die Kopplung des Bestandes einer Geburtenstation allein an ökonomische Faktoren ist der falsche Weg. Der ländliche Raum in Vorpommern-Rügen darf nicht weiter abgehängt werden“, so Mathias Löttge.